Setzen Investoren Rat und Verwaltung unter Druck?
Wenn man Ratsmitgliedern und Medien Glauben schenken will, herrscht in Burgdorf ein enormer Wohnungsmangel. Trotz ständiger Ausweisung neuer Baugebiete, zum Teil mit millionenteuren Altlasten und ungebrochener Bautätigkeit, versprechen sich Investoren wohl weiterhin enorme Gewinne durch Wohnungsbau in Burgdorf und seinen Stadtteilen.
Diese, nicht vorhersehbare Entwicklung, hat zu einer Mehrbelastung im Bauamt der Stadt Burgdorf geführt, die mit dem jetzigen Personalbestand nicht zu bewältigen ist. Die Politik hat in den letzten Jahren, große, öffentliche Bauprojekt, wie IGS, Grundschulen und Neubau Bauhof, auf den Weg gebracht, die die Zukunftsfähigkeit Burgdorfs sicherstellen sollen, und allen Burgdorfern dienen.
Die gerade aus dem Kreis der privaten Investoren geforderte Personalauf-stockung im Bauamt funktioniert nicht, der Markt an Fachkräften ist leergefegt. Ganz im Gegenteil, benachbarte Großstädte versuchen, Mitarbeiter der Stadt Burgdorfer mit der Aussicht auf höhere Gehälter, abzuwerben. Die ständige Überforderung im Bauamt wird zu einem erhöhten Krankenstand und Demotivation führen.
Wie also dieses Problem lösen? Die Politik wird nicht umhinkommen, eine Reihenfolge in der Bearbeitung der Bauvorhaben festzulegen. Das die öffentlichen Projekte, wenn sie denn Entscheidungsreif sind und die Finanzierung sichergestellt ist, Vorrang genießen, dürfte im Rat eine Mehrheit finden. Nur wie mit den Begehren privater Investoren umgehen? Obwohl private Bauvorhaben vertraulich behandelt werden, ist bekannt, dass in der Regel nur Wohnungen und Reihenhäuser für sogenannte Gutverdiener errichtet werden sollen. Diese versprechen eine entsprechende hohe Rendite.
Wenn es in Burgdorf einen Wohnungsmangel gibt, dann nur im Segment für Normalverdiener mit Kindern und Wohnungssuchenden mit geringem Einkommen. Schon seit längerem hat der Rat den Grundsatzbeschluss gefasst, dass bei jedem Bauvorhaben 25% der Wohnungen für Wohnungssuchende mit mittleren und geringen Einkommen bereitgestellt werden. Bisher ohne Erfolg. Kein Investor war bisher bereit, diesen Vorgaben nachzukommen. Ein Beispiel dafür ist das Baugebiet „Heidenelke“ in der Südstadt.
Die Zeiten haben sich geändert. Bei einem Überangebot an privaten Investoren im höheren Preissegment, sollten die Anträge vorrangig bearbeitet werden, die im vorgegebenen Umfang Wohnungen im mittleren und unteren Preissegment beinhalten. Das kann dazu führen, dass unseriöse Geldanleger, die den „schnellen Euro“ machen wollen, nicht zum Zuge kommen. Für Burgdorf ergibt sich jedoch die Chance, den sich anbahnenden Wildwuchs im Wohnungsbau in geordnete Bahnen zu lenken. Zumal die Infrastruktur schon jetzt eigentlich einen Zuzug an Neubürgern nicht zulässt. Man denke nur an die fehlenden Kita-Plätze und die zum Teil marode Bausubstanz der Grundschulen und öffentlichen Einrichtungen. Um eine gewisse Piorisierung bei der Bearbeitung der Bauvorhaben zu erreichen, haben SPD-B’90/Die Grünen-WGS-Freie Burgdorf in der Sitzung des Bauausschusses am 03. März 2020 eine Empfehlung an die Verwaltung durchgesetzt. Trotz erheblicher Einwände aus der Verwaltung. Da diese Empfehlungen für laufende Vorhaben nicht angewendet werden sollen und nur für die laufende Wahlperiode gelten, dürften sie auch nur geringe Aiswirkungen haben.
Günther Diercks